Obwohl viele von uns es tagtäglich tun, ist Zuhören nicht immer einfach. Wir haben vielleicht die besten Absichten, aber in der Praxis ist Zuhören und gleichzeitig ganz präsent zu sein nicht etwas, das uns allen immer ganz natürlich vorkommt. Aktives Zuhören ist in der Tat eine Fähigkeit, die mit Übung entwickelt werden muss – das ist der Rat von Deepti Nikam, Senior Client Service Manager Acxiom US, die von mehreren Kollegen als großartige Zuhörerin gelobt wird. Deepti gibt zu, dass es selbst für sie manchmal schwierig ist, sich auf das zu konzentrieren, was gesagt wird.
Lisa Andreou, EMEA Strategic Growth Director bei Acxiom, sagt, dass sie versucht, ihren Zuhörstil an die Art und Weise anzupassen, wie ihr Gegenüber kommuniziert. Auf diese Weise läuft das Gespräch oft reibungsloser ab, sagt sie. Aus der Ferne zuzuhören ist noch schwieriger. Gwen Myatt, Director of Delivery, lebt in Central Arkansas und ist eine Veteranin in der Leitung von ortsunabhängigen Teams. Sie sagt, sie halte sich an die Empfehlung ihres Vorgesetzten, „in Verbindung zu bleiben“. Gwen hat ihr Video während der Zoom-Meetings so oft wie möglich eingeschaltet. Sie chattet mit ihren Teamkollegen, mit denen sie eine Weile nicht interagiert hat.
Der globale Workshop der Acxiom Women LEAD Gruppe zur Förderung von Frauen im Unternehmen befasste sich mit dem Thema der Anwendung von Zuhörfähigkeiten. Im Gegensatz zum passiven “Horen” erfordert das “aktive Zuhören” die volle Konzentration auf das, was gesagt wird. Aktives Zuhören ist die Grundlage für eine erfolgreiche Kommunikation. Es kann das Gefühl vermitteln, geschätzt und gehört zu werden, ein Gefühl des Vertrauens schaffen und Arbeitsbeziehungen stärken. Außerdem hilft es den Menschen, sicher später besser an das Gesagte zu erinnern.
Aktives Zuhören erfordert, dass Sie sich aktiv darauf einlassen, das Gesagte reflektieren und zusammenfassen, zeitlich passende Fragen stellen und verbale und nonverbale Botschaften geben, die zeigen, dass Sie sich engagieren – und das alles, ohne zu urteilen.
Die Grundlagen des aktiven Zuhörens
Sorgen Sie zunächst einmal für den richtigen Rahmen. Wählen Sie die Zeit, den Ort und die Gelegenheit. Bringen Sie sich dann in die richtige Stimmung. Erinnern Sie sich daran, dass das Ziel darin besteht, die Motivation Ihres Gesprächspartners und das eigentliche Problem hinter dem Gesagten zu verstehen. Fügen Sie zu dieser Mischung das Vier-Stufen-Konzept für aktives Zuhören hinzu, und auch Sie können ein guter Zuhörer werden. Hier sind die vier wichtigen Schritte.
Schritt 1: Zuhören und verstehen. Lassen Sie die Person reden.
Schritt 2: Bieten Sie Ermutigung an, damit die Person motiviert ist, mehr zu erzählen.
Schritt 3: Fassen Sie zusammen, was Sie verstanden haben.
Schritt 4: Erkennen Sie die Perspektive der anderen Person an.
Die Schritte 1 und 2 helfen Ihnen dabei, Ihre Neugierde als Zuhörer zu entfalten, und die letzten beiden Schritte helfen Ihnen dabei, als einfühlsamer und entgegenkommender Zuhörer aufzutreten. Wenn Sie diese Schritte befolgen, wird Ihr Gespräch mit Sicherheit einen positiven Verlauf haben! Oder doch nicht?
Aktives Zuhören in der Praxis
Folgendes ist mir persönlich passiert. Mein 17-jähriger Sohn hat am Wochenende Geburtstag und wir wissen immer noch nicht, was er an seinem Geburtstag machen möchte – abgesehen von einer Lagerfeuerparty im Garten mit seinen Freunden.
Der 18. Geburtstag ist etwas ganz Besonderes. Mit 18 ist man nicht mehr minderjährig, man darf Alkohol trinken und ein Auto fahren. Mein Mann und ich dachten, wir sollten diese Gelegenheit nutzen, damit er lernt, die Initiative zu ergreifen und die Verantwortung für etwas zu übernehmen. Wie Sie sich vielleicht denken können, war ich sehr irritiert, als ich feststellte, dass eine Woche vor dem großen Tag noch nicht viel organisiert war, abgesehen von einer WhatsApp-Einladung an viele Freunde meines Sohnes.
So wäre das Gespräch in der Vergangenheit verlaufen:
Ich: (während ich den Abwasch mache, mit dem Rücken zu ihm) Hey Nicholas. Was machen wir an deinem Geburtstag?
Nicholas: Mama, ich weiß es nicht. Und er ist nächste Woche!
Ich: (dreht sich um, den Schwamm noch in der Hand) Was ist los mit dir? Warum musst du immer bis zum allerletzten Moment warten? Du wirst eine Party feiern, genau wie alle anderen Partys und das war’s. Daran ist nichts Unvergessliches. Du wirst 18 und kannst immer noch nichts organisieren. Du solltest dich schämen.
Nicholas: Tut mir leid.
Nicholas und ich: (schlechte Laune, keine Lösung)
Stattdessen passierte Folgendes, denn ich weiß jetzt, wie man aktiv zuhört:
Ich: (auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzend) Hey, Nicholas, komm und setze dich für einen Moment hierher. Ich möchte mit dir über deinen Geburtstag nächste Woche sprechen.
Nicholas: (sieht sehr unbehaglich aus) Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich an meinem Geburtstag machen soll. Nichts hört sich wirklich gut an. Ich werde die Lagerfeuerparty feiern und das war’s. Sonst nichts. Das wird der blödeste 18. Geburtstag, den die Welt je gesehen hat.
Ich: Was macht es so schwierig?
Nicholas: Weißt du, ich möchte etwas mit dir, Papa und Maria unternehmen. Aber wir sind alle so unterschiedlich und es ist schwierig, etwas auszuwählen, das allen gefällt. Die kreativste Idee, die ich hatte, ist mit der Familie zum Bowling spielen zu gehen.
Ich: Das ist etwas Besonderes. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.
Nicholas: Und es hat uns allen Spaß gemacht. Wir hatten eine tolle Zeit.
Ich: Ja, Bowling macht Spaß. Aber ist es auch besonders genug für dich? Hast du vielleicht mal nachgeschaut, ob es ein schönes Last-Minute-Kurzurlaubsangebot im Internet gibt? Nächste Woche ist ein langes Wochenende. Wir könnten am Mittwoch nach Schottland oder Spanien fliegen, dort vor-feiern und am Samstag zurückkommen.
Nicholas: Oh! (Kurzes Schweigen) Ich wusste nicht, dass ich so weit gehen darf. Ihr kauft mir schon nächste Woche mein Traumauto, also wollte ich nicht so anspruchsvoll sein.
Ich: Nico, du warst also so frustriert, dass dir keine Aktivität mit deiner Familie eingefallen ist, weil wir alle unterschiedliche Interessen haben und weil du zu bescheiden warst und du nicht wolltest, dass deine Eltern noch mehr Geld ausgeben, wenn man bedenkt, wie teuer dein Auto ist.
Nicholas: Ganz genau.
Ich: Du weißt, dass ich es nicht gutheiße, dass du dieses Thema so lange vor dir herschiebst. Aber ich weiß es zu schätzen, dass du so rücksichtsvoll bist. Sollen wir im Internet nachsehen, was wir für nächste Woche finden können? Keine Sorge, wir werden rechtzeitig zur Lagerfeuerparty zurück sein.
Nicholas: Mama, darf ich dich umarmen? (Nicholas umarmt mich)
Wow! Was für ein Unterschied.
Ist Ihnen aufgefallen, dass ich den Ort der Konversation bewusst gewählt habe? Ich habe mich gezwungen, mit meinem Sohn in einen Dialog zu treten, als ich auch in der richtigen Stimmung war. Ich folgte dann dem Vier-Stufen-Konzept, einen Schritt nach dem anderen. Durch aktives Zuhören fühle ich mich nicht mehr wie ein schrecklich mürrisches Elternteil. Außerdem sieht es so aus, als würden wir nächste Woche eine malerische Fahrt durch das schöne Oberfranken machen. Sowohl Nicholas als auch ich glauben, dass dies eine wunderbare Reise sein wird, an die wir uns immer erinnern werden.
Dies ist meine Geschichte. Wir würden uns freuen, von Ihnen über Ihre Erfahrungen mit aktivem Zuhören zu hören.